Zwischen Bambus und Bestie

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zacarius
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Zwischen Bambus und Bestie

Beitrag von zacarius »

Ich war mir um ehrlich zu sein unsicher, ob ich den Thread hier oder in der Bücherei eröffnen sollte. Es passt beides nicht wirklich.
Wie dem auch sei, ich möchte gerne das erste Kapitel einer kleinen Geschichte mit euch teilen, an der ich gerade arbeite. Es würde mich riesig freuen, wenn mir mir etwas Feedback gebt, und vielleich auch einen oder zwei Wünsche, was ihr gerne im nächsten Kapitel sehen möchtet.

 

Kapitel 1: Die Nacht, in der der Bambus duftete
Es war eine dieser Nächte, wie sie nur in Gensokyo vorkommen konnten – eine Mischung aus unheimlicher Klarheit, die den Himmel so klirrend scharf wirken ließ, als hätte jemand den Vorhang zwischen den Welten einen Spaltbreit zu weit aufgezogen, und einem Duft in der Luft, der vage an in Honig getauchte Kirschblüten erinnerte, obwohl weder Honig noch Kirschblüten zur Jahreszeit passten. Keine Kamishirasawa, ihres Zeichens Lehrerin, Historikerin, Verteidigerin des Menschendorfes und in gewisser Hinsicht wandelnder Almanach mit Bonsai, stand am Rand des Bambuswaldes und fragte sich, zum wievielten Mal in diesem Mondzyklus sie eigentlich hier herumstolperte, obwohl sie wusste, dass sich in diesen Schatten selten etwas Gutes versteckte. Oder eher: selten etwas Harmloses. Oder, noch genauer: selten etwas, das sie nicht entweder irritieren, bekämpfen oder – im schlimmsten Fall – verwirren würde.
Heute war so eine Nacht.

Der Vollmond hing wie eine zu große Laterne am Himmel, von den Lunarians vielleicht extra angezündet, um ihre Spaziergänge absichtlich unangenehm zu beleuchten. Keine fühlte bereits ein leichtes Prickeln unter der Haut – nicht der Art, wie es einem romantischen Helden beim Anblick seiner Geliebten passiert, sondern eher wie ein inneres Kitzeln, das sich langsam aber sicher zu dem animalischen Ruck entwickelte, den sie so gut kannte. Die Verwandlung. Die Hakutaku, ihr anderes Ich, regte sich schon leise hinter ihren Augen und klopfte an.
„Noch nicht, du alte Kuh...“, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu irgendwem sonst, denn der Bambus antwortete selten, und wenn doch, dann in Form seltsamer Geräusche, die meistens kein gutes Ende bedeuteten.
Sie trat tiefer in den Wald hinein, ihre Schritte vorsichtig, obwohl sie wusste, dass Vorsicht in Gensokyo ein relativer Begriff war. Alles war relativ, wenn man mal darüber nachdachte – Zeit, Raum, Anzahl der Yakumos, die einem an einem schlechten Tag über den Weg laufen konnten. Aber ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ein Rascheln sie links von einem Bambusrohr aufschrecken ließ. Kein gewöhnliches Rascheln. Nein. Es war ein „Ich-bin-hier-und-ich-bin-nicht-allein“-Rascheln. Ein Rascheln, das unterschwellig brummte, als hätte jemand einem Tanuki einen Kamm gegeben und gesagt: „Mach was Mysteriöses.“
„Wer da?“, rief Keine, halb genervt, halb bereit, auf den nächsten Bambushalm zu springen, sollte sich herausstellen, dass es wieder einer dieser Hasen von Eientei war, die dachten, es sei witzig, sich unter ihren Rock zu rollen. (Sie waren simple Gemüter. Sie wussten es nicht besser.)
Doch keine Antwort kam. Nur ein weiteres Geräusch. Schwerer. Näher. Schnüffelnder.
Dann – ein Schatten. Und zwei Augen, wie man sie nur beschreiben konnte, wenn man in einem kitschigen Liebesroman eine Metapher zu viel benutzt hatte. Goldgelb, wie in Bernstein eingefrorenes Sonnenlicht, das durch einen Whiskeyfilter geflossen war. Und aus diesem Schatten trat eine Gestalt, so wild und doch so elegant wie ein Gedicht über Wölfe, das von jemandem geschrieben wurde, der selbst einer war.

„Du bist keine Häsin“, sagte die Gestalt, und ihre Stimme klang wie das Schnurren einer Raubkatze, die beschlossen hatte, heute diplomatisch zu sein. „Und du bist... definitiv keine Dorfbewohnerin.“ Keine schob sich langsam die Brille zurecht, obwohl sie keine trug. Eine alte Geste. Alte Gewohnheiten. Alte Unsicherheiten.
„Ich bin Kagerou Imaizumi. Werwölfin, einsam, gelegentlich mürrisch.“ Sie lächelte schräg, als hätte sie diesen Satz schon öfter geübt, aber nie gesagt. „Und du bist Keine. Die Frau mit den Hörnern. Die Kuh.“ Keine verzog das Gesicht. „Ich bevorzuge ‚Hakutaku‘. ‚Wissensgeist‘. ‚Verteidigerin der Geschichte‘.“ „Ich bevorzuge Leute, die mich nicht anschreien, wenn ich sie zufällig an einem Vollmond anrülpse.“ „Ich habe nicht geschrien.“ „Noch nicht.“
Ein Moment der Stille dehnte sich zwischen ihnen aus, wie ein zu weit gezogenes Kaugummi zwischen zwei Schülern, die sich gegenseitig zwar mochten, aber nicht zugeben wollten, dass sie sich insgeheim gegenseitig hübsch fanden. Und genau so fühlte sich Keine jetzt. Irgendwie. Obwohl sie das nie so zugeben würde. Nicht mal im Tagebuch, das sie unter dem zweiten Dielenbrett ihrer Bibliothek versteckte. Kagerou trat einen Schritt näher. Ihre Bewegungen waren fließend, wie Wasser, das gelernt hatte, auf zwei Beinen zu gehen. Und Keine spürte das Prickeln wieder. Nicht das von vorhin. Ein anderes. Eines, das man normalerweise nur bekam, wenn man sich vorstellte, wie jemand einem ins Ohr flüstert, während man versucht, ein Sachbuch über historische Landwirtschaft zu lesen. Ablenkend. Verwirrend. Verboten gut.
„Warum bist du hier?“, fragte Kagerou und neigte den Kopf, ein Ohr zuckend wie ein Metronom für verstohlene Gedanken. „Ich... gehe manchmal auf Patrouille. Um das Dorf zu schützen. Vor Wesen wie dir“, antwortete Keine, doch ihre Stimme verriet ein Stück weniger Ernst, als es der Satz eigentlich verdiente. „Und? Bist du enttäuscht? Dass ich kein blutrünstiges Monster bin?“ „Noch nicht“, wiederholte Keine den Satz ihres Gegenübers von vorhin, aber diesmal lächelte sie dabei. Schief. Ein bisschen schuldbewusst. Ein bisschen... neugierig? Kagerou trat noch näher, und Keine konnte jetzt ihren Atem hören. Warm. Wie Tee. Oder wie ein Sturm, der beschlossen hatte, heute mal keine Dächer mitzunehmen.
„Ich verwandle mich auch bei Vollmond, weißt du“, sagte die Werwölfin leise, ihre Stimme fast verloren zwischen Bambus und Wind. „Ich weiß, wie sich das anfühlt. Dieses... Ziehen. Diese Hitze unter der Haut. Dieses Gefühl, dass man zwei ist, aber trotzdem allein.“ Keine nickte. Sie hätte etwas sagen können, etwas Kluges, etwas über Dualität oder Yin und Yang oder das Konzept von Identität in mythologischen Hybridwesen. Aber stattdessen trat sie auch näher. Und ihre Stirn berührte fast Kagerous Schulter. Sie standen da, zwei Wesen, halb Mensch, halb etwas Anderes, und doch ganz in diesem einen Moment, der irgendwie vibrierte, als hätte Gensokyo selbst beschlossen, kurz zu pausieren, um zu sehen, wie es weitergeht.

„Ich bin müde vom Alleinsein“, sagte Kagerou plötzlich. „Nicht weil ich einsam bin. Ich bin’s gewohnt. Aber weil ich’s satt hab, so zu tun, als wäre das normal. Als wäre ich nur ein Schatten unter anderen Schatten.“ Keine hob den Blick. Ihre Augen trafen sich, und etwas klickte. Kein magisches Geräusch, kein Donnerschlag, kein Feuerwerk. Nur ein stilles Einrasten von zwei Zahnrädern, die lange nach einem passenden Gegenstück gesucht hatten.
„Ich... Vielleicht könnten wir... öfter bei Vollmond durch den Wald streifen? Zusammen?“, murmelte Keine, und wenn ihre inzwischen vollständig zur Schau gestellten Hörner erröten könnten, hätten sie geglüht. Kagerou grinste. Nicht breit. Nicht höhnisch. Sondern – zärtlich. Und das war gefährlich. Zärtlichkeit war gefährlich. Sie schlich sich ein, langsam, wie Bambuswurzeln unter dem Haus.
„Ich mag deine Art zu reden“, sagte Kagerou. „Wie ein Lexikon, das in einen Liebesroman gefallen ist.“ „Ich mag deine Art zu schauen“, sagte Keine, „als würdest du mich schon kennen, obwohl wir uns erst vor fünf Minuten fast gegenseitig umgebracht hätten.“

Und so standen sie da, zwischen Flüstern, Mondlicht und dem Duft nach nicht-existierenden Blüten, zwei Gestalten, die sich nie gesucht, aber gerade irgendwie gefunden hatten. Es war kein Kuss, der folgte. Noch nicht. Aber etwas in der Luft versprach, dass einer irgendwann kommen würde.

Vielleicht beim nächsten Vollmond.

Vielleicht schon früher.

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kaya
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Re: Zwischen Bambus und Bestie

Beitrag von kaya »

Das ist Ja Richtig gut.

Also ich mag Auch Keine.

Und ja Bambus sieht auch Cool aus

MORIYA SEGNE EUCH

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zacarius
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Re: Zwischen Bambus und Bestie

Beitrag von zacarius »

Kapitel 2: Kreide, Kinder, Ketten
Es war Montag – einer dieser Montage, bei denen die Sonne zu grell über das Menschendorf strahlte, als wolle sie besonders penetrant daran erinnern, dass die Welt weiterlief, auch wenn das eigene Herz in Zeitlupe schlug. Keine Kamishirasawa, die sonst mit einer stoischen Ruhe durch den Tag ging wie eine historische Anmerkung auf zwei Beinen, saß in ihrer kleinen Schulstube und versuchte, sich auf das Tafelbild zu konzentrieren. Vergeblich.
„...und was können wir aus dem Fall der Moriya-Göttinnen über politische Umsiedlungen in der mythologischen Landschaft lernen?“ Ein Dutzend Augenpaare starrten sie an – einige verwirrt, andere verschlafen, ein paar eindeutig damit beschäftigt, insgeheim Papierflieger zu basteln. Keine merkte es kaum. Ihre Gedanken – sonst so scharf wie ein frisch gespitzter Buntstift – irrten, taumelten, drifteten ab wie Nebel über einem See voller zu vieler unausgesprochener Dinge.

Kagerou.

Dieser Name hatte sich in ihre Gedanken eingebrannt wie ein Sonnenfleck auf der Netzhaut – erst kaum wahrnehmbar, dann allgegenwärtig, ein schimmernder Nachhall unter jedem Gedanken über Pflicht, Verantwortung oder die korrekte Chronologie regionaler Yokai-Kriege.
Sie hatte seit jener Nacht nicht mehr mit ihr gesprochen. Nicht, weil sie nicht gewollt hätte – sondern, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte, wenn sie es täte. Und weil... sie sich davor fürchtete, was es bedeutete, dass sie überhaupt etwas sagen wollte. Denn da war diese andere Wahrheit. Die, die sich langsam aus ihrem Inneren hervorschlich wie eine Katze mit schlechtem Gewissen.
Sie passte nicht hierher. Nie ganz. Nie vollständig. Ja, sie war Lehrerin. Ja, sie war Beschützerin. Ja, sie war Keine-sama, die weise Hornträgerin, die Geschichtenerzählerin, die geduldige Erklärerin bei schlechten Noten und blutigen Knien. Aber tief in ihrem Inneren – dort, wo die Hakutaku flüsterte, wenn der Mond hochstieg – wusste sie, dass das Menschendorf ihr Heim war wie ein Käfig einem Vogel ein Nest sein konnte: sicher, aber niemals wirklich weit genug.
„Keine-sama?“ Ein kleines Mädchen – Ine, mit der Zahnlücke und den kritischen Fragen – hob zögernd die Hand. „Warum weinst du?“
Keine blinzelte. Tatsächlich. Ihre Finger berührten ungläubig die eigene Wange, wo sich ein einzelner, störrischer Tränentropfen gelöst hatte, als hätte er beschlossen, rebellisch den Klassenraum zum Symbol einer existenziellen Krise zu machen. „Ich... das ist nur... Staub. Vom Kreidekasten.“ Sie lächelte. Falsch. Müde. Professionell. Aber die Kinder merkten es nicht. Oder taten so. Das war das Gute an ihnen. Ihre Naivität war manchmal ein Geschenk. Manchmal eine Qual.

Nach dem Unterricht blieb sie allein im Raum zurück. Kreidekrümel klebten an ihren Fingern, die Tafel war noch halb beschrieben, aber ihre Gedanken – ach, die waren längst wieder zwischen Bambusstämmen verloren. Und während draußen das Lachen der Kinder durch die Gassen hüpfte wie ein besonders lebhafter Shikigami, lehnte Keine die Stirn gegen das kühle Holz des Fensterrahmens. Warum fühlte es sich plötzlich so falsch an, hier zu sein, wo sie doch immer gedacht hatte, es wäre das Richtige? War es die Art, wie Kagerou sie angesehen hatte? Nicht mitleidig. Nicht respektvoll. Einfach... als wäre sie jemand, den man verstehen konnte, ohne dass man zuerst zehn Jahre mühsam durch historische Fußnoten und Querverweise geblättert hatte? Kagerou hatte nicht gefragt, wer sie war. Sie hatte gesehen, was sie war – und es nicht abgelehnt. Das war neu.
Im Dorf wurde sie bewundert. Aber auch gefürchtet. Niemand sagte es laut, aber in ihren Augen stand es geschrieben, wenn sie beim Neujahrsfest zu lange ihre Hörner ansahen oder sich bei Vollmond entschuldigten, weil sie „morgen früh rausmüssen“. Sie waren freundlich – ja. Aber nie gleich. Und jetzt... nach dieser Begegnung... wurde diese Fremdheit lauter. Schriller. Sie war nicht nur eine Grenze zwischen ihr und ihnen – sie war ein Graben. Und der erste Stein, der hineingefallen war, hatte rotgoldene Augen gehabt und ein Lächeln, das wie eine Antwort auf eine Frage wirkte, die sie sich nie zu stellen getraut hatte.
Und trotzdem – da war das Andere. Die Pflicht. Das Dorf. Die Kinder. Diese Gesichter, die zu ihr aufblickten, als könne sie jeden Sturm besänftigen, als sei sie der Mond selbst, obwohl sie sich selbst oft wie ein bloßer Mondschein fühlte – hübsch, aber substanzlos. „Du bist doch unsere Beschützerin“, hatte Ren, der freche Junge mit dem Hang zu Tintenunfällen, neulich gesagt, als sie ihm einen abgebrochenen Dorn aus dem Finger gezogen hatte. „Du lässt keine Monster ins Dorf.“ Keine hatte genickt.

Aber was war, wenn das Monster nicht draußen stand, sondern... sich in ihr spiegelte? Was, wenn das Monster nach sich sanf im Wind wiegenden Schilf roch und einen Namen trug, den sie nicht aussprechen konnte, ohne dass ihr Herz sich wie ein Schmetterling verhielt, der vergessen hatte, wie man geradeaus fliegt? In der Nacht lag sie wach. Nicht wegen des Mondes – der war heute nur ein bleicher Halbkreis –, sondern wegen des Gedankens, der sich wie ein zu enger Kragen um ihren Hals gelegt hatte.
Was, wenn sie Kagerou nicht nur mochte, weil sie sich ähnlich waren? Was, wenn sie sie mochte, weil... sie sich durch sie ganz fühlte? Ein entsetzlicher, herrlicher, gefährlicher Gedanke. Sie stand auf, trat barfuß ans Fenster und starrte hinaus. Draußen rauschte der Wind über die Dächer wie eine Erinnerung, die nicht loslassen wollte.
Und irgendwo tief im Bambuswald, da war eine Werwölfin, die vielleicht auch wach lag. Die vielleicht an sie dachte. Vielleicht auch nicht. Aber vielleicht.

Und in diesem Vielleicht lag alles.

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Kurokuro
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Re: Zwischen Bambus und Bestie

Beitrag von Kurokuro »

Das is ja so lang ............. :cry: Wie kanst du so viel schreiben ........

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kaya
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Re: Zwischen Bambus und Bestie

Beitrag von kaya »

Du schreibst Richtig Gut
Wills tdu Autor werden? Oder bist Du schon

MORIYA SEGNE EUCH

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zacarius
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Re: Zwischen Bambus und Bestie

Beitrag von zacarius »

Ich wünschte, es wäre so. Aber nein, ich schreibe einfach sehr gerne, und habe inzwischen auch einiges an Übung darin. Hoffnungen, dass sich dadurch irgendwann der Kühlschrank füllen könnte, mache ich mir allerdings nicht.

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zacarius
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Re: Zwischen Bambus und Bestie

Beitrag von zacarius »

Kapitel 3: Wenn Schatten sich berühren
Die Tage zwischen dem letzten und dem kommenden Vollmond verliefen für Keine Kamishirasawa wie durch eine zähe Masse aus Träumen, die sich nicht zu Ende denken ließen, und Gedanken, die wie Wespen gegen das Innenleben ihres Schädels brummten. Unterricht, Papier, Kinderlachen, Hausbesuche, Ahnengeschichten. Alles war da, aber nichts war hier. Ihr Lächeln saß korrekt, ihre Erklärungen liefen fehlerfrei, sie machte Notizen mit akkurater Präzision – doch ihre Gedanken, diese innerlich rebellierenden Flammenzungen, fraßen sich durch die Ritzen ihrer Fassade wie wilder Efeu durch alte Mauern. Und in jeder stillen Minute, in der die Kreide ruhte oder der Wind durch die Vorhänge strich, hörte sie es: Den unausgesprochenen Ruf des Waldes. Oder war es nur Erinnerung? Oder – schlimmer – Hoffnung?

Als der Vollmond schließlich wieder am Himmel stand, rund und wachsam wie ein göttliches Auge, das sich weigerte zu blinzeln, war es keine bewusste Entscheidung, die sie hinausführte. Keine Strategie. Kein Pflichtgefühl. Nur ein unaufhaltsames Ziehen, das aus einem Teil ihrer selbst kam, den sie nie ganz hatte bändigen können. Der Teil mit den Hörnern. Und dem Schweigen. Und Keine ging, einem inneren Sog folgend, der mehr war als bloß Erinnerung oder Neugier. Es war Hunger. Nicht nach Nahrung, sondern nach Nähe. Nach einem Hauch von Verständnis in einer Welt, in der sie zu oft nur gebraucht, aber nie gesehen wurde.
Der Bambuswald empfing sie wie ein alter Liebhaber, den man zu lange ignoriert hatte – kühl, scharf, verwinkelt. Jeder Schritt schien durchzogen von einem „Endlich bist du wieder da“ und einem „Bist du sicher, dass du das willst?“ gleichzeitig. Und da, zwischen den Schatten der schlanken Stämme, war sie.

Kagerou.

Sie stand nicht, sie saß auch nicht wie ein Wesen, das auf jemanden wartete – ein Knie angezogen, das andere Bein lang ausgestreckt, auf einem von Wind und Regen glatt geschliffenen Felsen. Sie war einfach da, als wäre sie ein Teil der Dunkelheit, ein Atemzug des Waldes selbst. Ihre langen, kastanienbraunen Haare fielen über ihre Schultern, wehten sanft im Wind, und als sie den Kopf hob, blitzten ihre Augen in einem warmen Rot, das nicht bedrohlich war, sondern tief – wie der letzte Rest Sonnenlicht auf einem gefrorenen See. Kein Jagen. Kein Fauchen. Nur... Verstehen. Keines Herz stolperte. Und dann trat sie aus dem Schatten, langsam, mit einer Schwere, als trüge sie das ganze Dorf auf dem Rücken. Vielleicht tat sie das.
„Du bist gekommen“, sagte Kagerou leise. Ihre Stimme war wie eine Decke, unter die man sich legen wollte, wenn die Welt zu kalt war. „Ich habe es nicht geschafft, nicht zu kommen“, antwortete Keine. Ihre Stimme klang heiser, als hätte sie unterwegs ein ganzes Buch verschluckt und versucht, die Seiten leise zu verdauen. „Ich auch nicht“, sagte Kagerou. „Jede Nacht hab ich dich gespürt. Irgendwie. So wie man Hunger spürt, auch wenn man schon gegessen hat.“ Keine lachte leise. „Das ist... verstörend poetisch.“
Ihre Finger kribbelten, als müsste sie etwas festhalten, das sich sonst in Rauch auflöste. Ihre Gedanken waren ein Knoten aus Vernunft und Verlangen, aber ihr Körper wusste längst, wohin er gehörte. Und ihre Seele – dieser alte, ruhelose Vogel – schlug hektisch mit den Flügeln. Ein Windstoß ging durch den Bambus, und mit sich trug er einen Duft, den Keine nicht einordnen konnte, weil er nicht aus Blumen oder Erde bestand, sondern aus Nähe. Und vielleicht aus der Zukunft. „Es macht mich wahnsinnig“, sagte Keine schließlich. „Dieses... Dazwischensein. Dieses Leben mit dem Rücken zum Dorf und dem Gesicht zum Wald. Ich bin nicht ganz Mensch, nicht ganz Bestie. Ich lehre Kinder, wie man denkt, und schlage Yokai, wenn sie es wagen, das Dorf zu betreten. Und gleichzeitig...“ – sie zögerte – „...fühle ich mich dir näher als jedem dieser Menschen.“

Kagerou stand auf. Keine wich nicht zurück. Die Distanz zwischen ihnen war eine einzige Entscheidung breit – sie berührten sich nicht. Noch nicht. Aber da war eine Spannung, ein magnetisches Zwischen, das in der Luft vibrierte wie Musik, die keiner zu spielen wagte. Und nach mehreren bittersüßen Sekunden verschwanden die letzten Grenzen, als Kagerous Arme sie umschlossen. Keines erster Gedanke war: So fühlt es sich also an, wenn man nicht mehr friert. Nicht der Wind, nicht die Nacht, nicht der Zweifel konnte durch diesen Moment dringen. Kagerous Umarmung war nicht sanft im Sinne von vorsichtig – sie war sanft wie der feste Griff einer Rettung. Keine ließ sich hineinfallen, stieß den Atem aus, den sie unbewusst zurückgehalten hatte. Ihre Stirn lag an Kagerous Schulter, und das Gewicht der Welt schmolz für diesen einen, flüchtigen Augenblick.
„Ich bin so müde“, sagte sie gegen das kastanienbraune Haar, das sie beide wie ein Vorhang von der Welt abschirmte. „Ich auch“, sagte Kagerou. „So müde, so hungrig. Nach Wärme. Nach... irgendwas, das nicht nur Kampf oder Rückzug ist.“ Sie blieben so, lange, ohne dass Worte nötig gewesen wären. Ihre Körper passten nicht perfekt zusammen – zu viele Hörner, zu viel Fell, zu viel Geschichte –, aber ihre Seelen, diese ausgehungerten, vernarbten, ewig fröstelnden Dinger, die kannten sich sofort. Keines Herz bebte unter der Brust, aber es war nicht Angst. Es war das Zittern eines Fundaments, das zum ersten Mal geprüft wird, ob es tragen kann.
„Was sollen wir tun?“, fragte Keine. Und das war keine rhetorische Frage. Es war ein verzweifeltes, ehrliches Sehnen. Kagerou antwortete nicht sofort. Ihre Hand bewegte sich zögerlich, dann fester, und berührte Keines Gesicht. Ihre Finger waren warm, ihre Haut rau an den Stellen, wo das Tier noch flüsterte. „Wir könnten... jetzt einfach nur wir sein.“ Keine schloss die Augen. Einen Moment. Zwei. Dann nickte sie.

„Wie hast du das gemacht?“, fragte sie leise. „Wie hast du mich so leicht durchschaut?“ „Weil ich so bin wie du“, sagte Kagerou. „Verstoßen. Gebraucht, aber nicht umarmt. Nur du hast mich nicht gefragt, was ich bin – du hast es gewusst. Und mich trotzdem berührt.“ Kagerous Hände fuhren langsam Keines Rücken entlang, nicht lüstern, sondern wie jemand, der einen kostbaren Gegenstand streichelt, den er nicht kaputt machen will. Und Keine spürte, wie ihr ganzer Körper zu atmen begann, als wäre sie erst jetzt wirklich angekommen. Sie küssten sich mit der Ruhe zweier Wesen, die den Wert eines echten Moments kannten, weil sie so viele unechte überlebt hatten. Es war kein Feuerwerk, kein lauter Knall, kein explodierendes Crescendo wie in den Geschichten, die Schüler manchmal in ihren Aufsätzen schrieben, wenn sie dachten, Romantik sei eine Frage von Lautstärke.
Der Kuss wurde länger. Tiefer. Aber nie gierig. Keine hatte nie gewusst, dass Berührung so... friedlich sein konnte. Kagerous Lippen waren weich, aber sicher, und Keines Herz antwortete mit einem zaghaften Ja, das sich wie ein Lächeln unter der Haut anfühlte. Die Umarmung wurde fester. Ihre Körper verschränkten sich, nicht aus Lust, sondern aus Notwendigkeit. Eine zärtliche Ineinander-Verankerung zweier verlorener Existenzen, die sich in dieser Nacht wie zwei Halbschatten gegenseitig zu einem Ganzen ergänzten. Unter dem kastanienbraunen und weißsilbrigen Vorhang von Haaren, geschützt vor der Welt, lösten sich ihre Sorgen nicht auf – aber sie wurden leiser. Sanfter. Erträglicher.

Keines Finger vergruben sich vorsichtig in wildem Haar, und die Welt um sie herum fiel leise in ein Schweigen, das nur das leise Klappern der sich im Wind biegenden Bambusstängel durchbrach. Als sie sich später aneinander lehnten – in einem Nest aus Wärme, Atem, Fell und Haut – sagte Keine leise: „Ich kann das Dorf nicht verlassen.“ „Ich weiß“, sagte Kagerou. „Und ich kann mich nicht anpassen.“ „Ich will dich nicht verlieren.“ „Du verlierst mich nicht. Ich bin nur nicht... einfach zu halten.“ Stille. Aber keine kalte. Keine Stille, die nach Ende schmeckte. Die Welt außerhalb des Waldes war nicht bereit. Und sie war nicht vergessen. Nur... verschoben. Der Mond stieg höher. Ihre Körper ruhten aneinander wie zwei Seiten eines ungeschriebenen Gedichts. Nichts war gelöst. Nichts war einfach. Aber sie hatten einander. Für diese Nacht. Für den Moment. Für ein Vielleicht, das wärmer war als jede Sicherheit.
Als sie sich trennten – langsam, widerwillig, mit dem Schmerz zweier Wesen, die zum ersten Mal wussten, was sie zu verlieren hatten –, blieb der Blick, der zwischen ihnen hing, bestehen wie ein Versprechen ohne Datum. „Ich werde dich suchen, wenn ich kann“, sagte Keine. „Und ich werde da sein, wenn du kommst.“ Und so verließ Keine den Wald, langsam, mit weichen Knien und einem Herz, das in alle Richtungen gleichzeitig schlug.

Am nächsten Morgen stand Keine wieder im Dorf. Ihre Haare waren ordentlich, ihre Kleidung faltenfrei, ihr Blick konzentriert. Die Kinder rannten ihr entgegen, riefen, lachten, fragten. Sie lächelte. Und tief in ihrem Inneren, dort, wo das Tier schlief und das Herz zu viel wusste, brannte ein stilles, warmes Licht. Kagerou war nicht da. Nicht sichtbar. Aber in ihr. Wie ein Duft, den man nicht benennen kann, aber sofort erkennt. Sie war noch immer zerrissen. Aber manchmal war ein Riss kein Bruch – sondern der Anfang einer Öffnung. Und durch ebenjene Öffnung strömte etwas, das man Liebe nennen konnte. Wenn man bereit war, ein neues Kapitel der eigenen Geschichte aufzuschlagen.

Ende.

»Das Leben ist wie eine Geschichte, die wir selbst schreiben. Mache daraus ein Meisterwerk, indem du deinen Charakter mit Liebe, Mut und Wissbegierde ausstattest, um neue Abenteuer in deiner Welt zu entdecken.«

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